Am Montag, den 14. Dezember, feierten wir Karmeliten das Hochfest unseres heiligen Ordensvaters Johannes vom Kreuz. In beiden Eucharistiefeiern, sowohl am Morgen um 10.00 Uhr als auch am Abend um 18.00 Uhr hat der Prior über die Lehre unseres Ordensvaters von der „Dunklen Nacht“ eine kurze Predigt gehalten.
Zunächst fragte er, was wir heutigen Menschen des 21. Jahrhunderts denn von einem Heiligen des 16. Jahrhunderts lernen können… Sehr viel, denn die Lehre unseres Ordensvaters von der „Dunklen Nacht“ gilt für jeden Menschen und für alle Zeiten, also auch für das 21. Jahrhundert. Jeder gläubige Mensch muss nämlich in seinem Leben durch eine dunkle Nacht hindurch gehen, wenn er zu Gott, dem ewigen Licht, gelangen will.
Die dunkle Nacht hat verschiedenste Facetten:
So kann der eine auf einmal nicht mehr beten, obwohl er in seinem Leben eigentlich nie Probleme damit hatte… Der andere sieht in den Gebeten, die er verrichtet, keinen Sinn mehr: Was bringt das Gebet denn noch? Hilft es denn wirklich demjenigen, für den man betet?… Und der Dritte kann auf einmal nicht mehr glauben, dass es Gott gibt angesichts dessen, was er täglich in seinem Leben erfahren muss…
Wie antwortet unser heiliger Ordensvater Johannes vom Kreuz auf diese dunklen Glaubens-Nächte? Wichtig ist vor allem, dass der durch die Dunkle Nacht Geprüfte trotz allem an der Liebe Gottes zu sich festhält: „Ja, mein Gott, du liebst mich, auch wenn ich es fast nicht mehr glauben kann! Ja, es gibt dich, auch wenn ich manchmal an deine Existenz fast nicht mehr glauben kann…“ Nach Johannes vom Kreuz sind die Glaubens-Nächte eine Gnade, die Gott uns aus Liebe schenkt, damit wir dadurch von einer falschen Anhänglichkeit an ihn und auch an uns selbst gereinigt werden. Was jedoch für uns als Einzelne gilt, gilt auch für unsere heutige Zeit, die ja – nicht zuletzt durch die Coronakrise – in eine immer dunklere Nacht hineingeführt wird! Und: Es gilt auch für unsere heutige Kirche, die sich nicht weniger in einer Dunklen Nachtphase befindet… Am Ende des dunklen Tunnels steht aber nicht das Dunkel, sondern immer das Licht, das Licht Gottes…